Domestic Future Robots

Christian Bischoff, Vanessa Schwarzkopf, Vivian Chan


  • Schüchterne Hausschuhe - Christian Bischoff

  • Unsinn-o-mator - Vanessa Schwarzkopf

  • Das Unstillbare Glas - Vivian Chan

Projekt

Mein Wecker klingelt. „Genau 10:41! Ich bin so gut!“, rufe ich, während ich mich langsam aus dem Bett hebe. Jeden Tag wache ich zu einer anderen Zeit auf und diesmal ist es überraschend früh, dafür, dass ich gestern erst um 16:23 aufstehen durfte. Ein leichtes Surren ertönt durch den Raum. Ich gehe barfuß zum Schrank und suche mir ein paar warme Socken. Meine Hausschuhe flitzen zwischen meinen Beinen. Was heute wohl ansteht, frage ich mich und springe vom einen Fuß zum anderen. Beinahe wäre ich über meinen Hausschuh gestolpert, der sich schon ungeduldig gegen meine Fersen drückt. „Ist ja in Ordnung!“, sage ich und schlüpfe mit einem Fuß hinein. „Na, wo ist denn deine bessere Hälfte?“, frage ich ihn und blicke durch den Raum. “Ihr beiden seid auch witzig. Ihr wisst schon, dass man immer ein Paar Schuhe trägt? Naja, egal.“ Ich humple mit einem Hausschuh und einem Socken Richtung Küche. Helles Licht scheint durch die Rollos. Ich drücke den Knopf von der Kaffeemaschine und höre das leichte Gluckern des Wassers. Nanu, was sehe ich denn da? : Unter dem Küchentisch blitzt ein kleines Leuchten hervor. „Aha, hab ich dich“, sage ich mir und begebe mich auf alle Viere. In der hintersten Ecke hat es sich auch der andere Hausschuh gemütlich gemacht und scheint sich auch nicht vom Fleck bewegen zu wollen. Ich greife in die Ecke und verfehle ihn um ein Haar. Wie der Wind saust der Hausschuh zwischen den Tischbeinen hervor und an mir vorbei. Leider hat auch mein bereits angezogener Schuh die Chance beim Hinknien ergriffen und sich aus dem Staub gemacht. Sie scheinen das Licht nicht allzu sehr zu mögen. Ich hieve mich an der Tischplatte wieder hervor und schnappe mir meinen Kaffee. Alles spielt verrückt , aber der gute alte Kaffee bleibt immer gleich. Mit halb zugekniffenen Augen blicke ich aus dem Fenster. Es ist so grell. Ich war lange nicht mehr draußen und um ehrlich zu sein stört es mich auch nicht sonderlich. Ich bin gerne in meiner Wohnung, hier habe ich einfach alles. Ich fühle mich nie einsam, obwohl ich alleine wohne, denn wie man merkt, haben die Gegenstände, die ich habe, sozusagen ihr eigenes Leben.

Ein Schmerz fährt durch meine Ferse. „Au!“, schreie ich erschrocken und blicke auf den Boden und diesmal sind es nicht meine geflüchteten Hausschuhe. Es ist mein Staubsauger Roomba. „Achso“, sage ich stumpf „du hast Hunger. Ich wollte sowieso gerade frühstücken!“ Ich greife in die Keksdose und lasse einige Krümel zu Boden rieseln, während ich mir selber einen Keks in den Mund schiebe. Freudig rollt der Roomba über den Krümelhaufen und verschwindet in der nächsten Ecke. Ich drehe mich um und beobachte wie die Krümel nach und nach weniger werden. Kauend wandre ich in mein Wohnzimmer und denke nach was heute so ansteht. Ich kann es kaum erwarten etwas Neues zu tun, nachdem ich gestern den ganzen Tag Käsekästchen gegen mich selbst gespielt habe. Leider habe ich nie gewonnen, ich bin wohl zu gut. Der letzte Schluck Kaffee verschwindet in meinem Mund und ich setze mich in meinen Sessel. Ein sanftes Surren umgibt mich und ich werde schon wieder leicht müde. Ein lautes Krachen kommt aus dem Flur. Ich schätze meine Hausschuhe und mein Roomba vertragen sich nicht allzu gut. Vielleicht gibt es auch so eine Feindschaft zwischen den Robotern genauso wie bei uns Menschen. Oder gar Freundschaft? Ich verliere viel zu viel Zeit in solchen Gedanken, aber das macht nichts, denn ich habe tatsächlich viel Zeit. Manchmal erwische ich mich dabei, wie ich versuche das Highlight des Tages etwas hinauszuzögern, aber es fällt mir nicht immer leicht, weil ich so aufgeregt bin. „Was wird es heute sein?“, denke ich mir und hüpfe von einem Bein zum anderen. Na gut, jetzt bin ich schon viel zu nervös, heute kann ich nicht länger warten.

Ich hole tief Luft und schließe die Augen, denn diesen Moment muss man genießen. Ich habe sogar extra einen Ehrenplatz für mein Lieblingsgerät freigeräumt, wo in meiner Wohnung eigentlich aus jeder Ecke Gadgets quillen, die mein Leben leichter machen sollen. Aber bei dem hier ist es anders. Dieses Gerät gibt meinem Leben einen Sinn, denn es macht gar nichts leichter, aber auch nicht wirklich sinnvoller oder besser. Ich kann es nicht beschreiben, das muss man selbst erlebt haben. Der Unsinn-O-mator. Meine neueste Errungenschaft. Kaum habe ich es in der Reklame gesehen, musste ich es sofort haben. Seit Tag 1 ist es ununterbrochen im Einsatz und ich freue mich immer wieder aufs Neue es auszuprobieren. Gestern habe ich schon einen Laubblätterhaufen zusammengekehrt und nach Farben geordnet. Was wird es heute sein? Steine Stapeln? Ich soll zählen wie viele Finger ich und meine Freunde haben? Wobei Freunde, das ist so eine Sache. Also ich will nicht mit meiner ellenlangen Freundschaftsliste angeben, aber ich habe sehr viele Freunde und diese Freundschaften sind so real, dass man sich nicht in der Wirklichkeit sehen muss. Es gibt schließlich genügend Möglichkeiten sich online zu sehen. Ob Abends beim Zocken oder ein Guten Morgen Emoji, meine Freunde sind immer für mich da, ohne dass ich sie sehen muss.

Es knirscht ein wenig unter meinen Füßen, während ich mich zum Automaten bewege. Gestern habe ich nämlich einen Haufen Laub in meine Wohnung befördert und ihr glaubt nicht, was für zusätzliche Aufgaben damit verbunden sind, wo ich doch nur eine Aufgabe pro Tag anfordern darf. Mir fällt ein, dass ich meinen Staubsaugerroboter zur Reparatur bringen muss. Meinen Hausschuhen kann er nämlich ganz gut hinterher jagen, aber weniger gut Staub einsaugen. Aber eigentlich ist es sogar ganz amüsant so, es scheint als hätten die Dinge ihren eigenen Willen. Ich stelle mich vor den Automaten und drücke den Knopf. Ich kneife die Augen zu, während es leise vor sich hinsurrt. Das erhöht nämlich die Spannung meiner Meinung nach. Ich reisse das gedruckte Papier ab und mache die Augen auf. Dort steht geschrieben:

„Heute gibt es keine Aufgabe für Dich.“

Scene from homely robots

Schüchterne Hausschuhe

Hausschuhe sind ein alltäglicher Gegenstand und sind in jedem Haushalt zu finden. An ihnen lassen sich vermutlich viele unterschiedliche Charakter ablesen. Es gibt Menschen, die eine Bindung zu ihren Schuhen aufbauen und sie bis zum Schluss auftragen. Diese Bindung wird durch das Einsetzen zweier Motoren und Elektronik verstärkt und die alltäglichen Hausschuhe beginnen einen eigenen Willen zu zeigen. Nachts bewegen sie sich von ihrer abgestellten Position fort und fahren an unbekannte Stellen, an denen sie ihr/e Besitzer/in am nächsten Morgen nicht erwarten würde. Sind sie so eingeschüchtert und verängstigt, dass sie nicht getragen werden wollen, oder wollen sie bloß einen Streich spielen?

Unsinn-O-mator

Durch konstant verbesserte Technologien werden dem Menschen bereits unzählige Aufgaben erleichtert oder sogar abgenommen. Aber welchem Sinn soll der Mensch nun zukünftig nachgehen?

Der Unsinn-O-mator ermöglicht, jegliche Langeweile und Leere zu umgehen. Jede/r, die/der ihm begegnet, wird dazu aufgefordert, sich eine Zeit füllende Aufgabe geben zu lassen. Nachlängerer Musterung des Aufgabenanwärters oder der Aufgabenanwärterin, entscheidet sich der Unsinn-O-mator für eine passende Beschäftigung. Diese ist ausschließlich unsinnig, damit sie möglichst lange davon abhält, sich mit der Frage einer Sinnhaftigkeit zu quälen. Unsinn statt Sinn lautet die Devise.

Der Unsinn-O-mator – ein Retter in Not.

Das Unstillbare Glas

Wer gönnt sich nicht gern nach einem harten Tag ein schönes Gläschen Wein? Bestimmt ist das nicht so ungewöhnlich, aber was passiert, wenn es gleich mal zwei oder sogar sechs Gläser mehr sein dürfen?

Der Zufall übernimmt hier die Dosis und nicht der Trinkende selbst. So bleibt es eine Überraschung, ob man womöglich betrunken ins Bett fällt oder, ob man einfach mal ins Glas schauen muss. Das unstillbare Glas hat scheinbar seinen eigenen Willen und zeigt es auch durch schrille akustische Signale, ausgelöst durch einen eingebauten Piezo.